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Industrie rauch

Reichen die Klimaziele der Grossunternehmen?

Themenfeld «öbu-Themenschwerpunkt: Klimawandel und Energie»
- Immer mehr Unternehmen werben mit ihren Klimaplänen. Doch wie ist die Qualität der Ziele, die sich die Grossunternehmen setzen? Die Studie «Corporate Climate Responsibility Monitor» des NewClimate Instituts sagt nun: Die Qualität ist ungenügend. Dies zeigt einmal mehr, dass es dringend einheitliche und vergleichbare Standards für die Klimapläne von Unternehmen braucht.

«Klimaneutral bis zum Tag X» - immer mehr Grossunternehmen setzen sich die Klimaneutralität als Ziel und werben damit. Dieses Engagement ist nicht nur löblich, sondern auch von grosser Wichtigkeit, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen zu können und damit die Erderwärmung unter dem 1.5 Grad-Ziel zu halten. 

Doch wie ist die Qualität der Ziele, die sich die Grossunternehmen setzen? Sind die Ziele ausreichend, um die Klimaneutralität tatsächlich zu erreichen? Diesen Fragen ging der «Corporate Climate Responsibility Monitor» des NewClimate Instituts nach. Die Resultate der Studie sind ernüchternd: die Klimaziele von 25 der weltweit grössten Unternehmen seien nicht ausreichend, um sich das Label «Netto-Null» oder «Klimaneutral» zu verpassen.

«Wir hatten uns vorgenommen, so viele gute Beispiele wie möglich aufzudecken, aber wir waren ehrlich gesagt überrascht und enttäuscht über die schlechte Qualität der Zusagen der Unternehmen», sagt Thomas Day vom NewClimate Institute, Hauptautor der Studie in der deutschen Tagesschau. «Während der Druck auf die Unternehmen steigt, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, fehlt es ihren ehrgeizig klingenden öffentlichen Versprechen allzu oft an echter Substanz, was sowohl die Verbraucher als auch die Regulierungsbehörden, die für die strategische Ausrichtung der Unternehmen entscheidend sind, in die Irre führen kann.»

«Netto-Null-Ziel von Novartis und Nestlé wirft Fragen auf»

Unter den 25 untersuchten Unternehmen sind auch die zwei Schweizer Grossunternehmen Novartis und Nestlé. Im SRF-Artikel «Netto-Null-Ziel von Novartis und Nestlé wirft Fragen auf» fasst Journalist Klaus Ammann die Kritik an den beiden Konzernen zusammen: «Kurz gesagt: Nestlé verspricht bis 2050 klimaneutral zu sein, macht aber zu wenig transparent, wie das geschehen soll. Der Pharmakonzern Novartis will schon bis 2030 CO₂-neutral werden, dies aber vor allem durch Kompensation, und nicht durch Reduktion von CO₂-Emissionen.»

Beide Unternehmen widersprechen den Ergebnissen der Studie. So betont Novartis dem SRF gegenüber, dass ihre Zielsetzung im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen sei. Auch Nestlé argumentiert, dass das Ergebnis auf Missverständnissen sowie falschen Informationen beruht. 

Andere Unternehmen, die im Corporate Climate Responsibility Monitor eine schlechte Bewertung erhielten, wie die Deutsche Telekom oder die E.on, sind ebenfalls irritiert und widersprechen der Methodik der Studie. Sie berufen sich darauf, dass das Klima-Ranking vom Londoner Carbon Disclosure Project (CDP) ihre Bestrebungen als wirkungsvoll einstuft. 

Eine Ausnahme stellt das Grossunternehmen IKEA dar, dass die Kritik des Berichts begrüsste. In einer Stellungnahme gibt IKEA an, dass es die Resultate als konstruktive Ergänzung ihrer Nachhaltigkeitskampagne sieht. Es wurde zwar schon viel erreicht, aber es gäbe immer noch viel zu tun. 

Was sind gute Klimaziele?

Nun regt sich die Debatte um einheitliche und vergleichbare Standards für die Klimapläne von Unternehmen. Derzeit gibt es zu viel Spielraum und keine Standards, die für alle gelten. Mit dem Glasgower Klimapakt soll es nun strengere Regeln und Standardisierungen für Staaten geben. Aber für Unternehmen gibt es so etwas noch nicht. Für Unternehmen ist dies ein grosser Nachteil, denn Greenwashing ist ein schwerwiegender Vorwurf. 

Die Uno hat sich diesem Problem angenommen. Laut Generalsekretär António Guterres soll nun eine Expert*innen-Gruppe eingesetzt werden, die klare Standards zur Messung und Analyse der Netto-Null-Verpflichtungen nicht staatlicher Akteure erarbeiten soll. 

Letzten Endes ist das auch die Botschaft der Macher*innen des umstrittenen Corporate Climate Responsibilty Monitor: «Uns geht es nicht darum, unsere Methodik anderen aufzudrücken, sondern überhaupt über Standards zu diskutieren«, sagt Autor Frederic Hans. 

(Quelle: Pixabay)