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Gastbeitrag: Wie Muntagnard eine komplett kreislauffähige Jacke aus Schweizer Wolle entwickelte

Themenfeld «Zukunftsfähige Geschäftsmodelle: Neue Wege für eine nachhaltige Wirtschaft»
- Eine Jacke komplett aus biologisch abbaubaren Materialien herstellen? Muntagnard beweist mit der Jacke LANA aus Schweizer Wolle, das dies geht. Seither steht das Bündner Premium-Modelabel für kreislauffähige Textilinnovationen.

Die Schweizer Marke Muntagnard startete 2018 mit der Ambition, die bestmögliche Jacke zu kreieren. Und das ohne jegliche Vorkenntnisse in der Textilbranche.  

Nach knapp 3 Jahren, tausenden Stunden Recherche, ungläubigen Blicken von Textilexperten sowie vielen Rückschlägen entstand die Wolljacke LANA (Romanisch für «Wolle»). Sie ist eine Hommage an althergebrachte, aber mittlerweile leider verschwundene Jacken aus Schweizer Wolle – qualitativ hochwertig und in neuem, modernem Design.  

LANA besteht aus nur vier organischen Materialien: Aussenstoff aus 100% Schweizer Wolle, Futterstoff aus europäischem Buchenholz, Details aus Schweizer Hirschleder (Abfallprodukt der Jagd) und die Knöpfe aus Nüssen. Die Jacken werden in einer kleinen Traditionsmanufaktur im Kanton Schwyz produziert.

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Schweizer Wolle: Einzigartiges Rohmaterial zum Verbrennen?

Wolle war einst rund zehnmal wertvoller als das Fleisch der Schafe. Sie wurde sogar als das weisse Gold und der Stoff der Könige bezeichnet. In den letzten Jahrzehnten kam in der Schweiz wie in vielen Nachbarländern jedoch der Wollniedergang: Synthetische Fasern, Baumwolle und qualitativ feinere Merinowolle aus Übersee etablierten sich im Textilbereich. Alles viel preisgünstigere Materialien, die sich besser für die schnelle Massenproduktion eignen. So wurde Schweizer Wolle zu einem Abfallprodukt der Schafzucht, die allzu oft weggeworfen oder verbrannt wurde. Die komplette Textil-Produktionskette von der Rohwolle bis zum fertigen Garn oder gar Wollstoff existiert hierzulande schon länger nicht mehr.  

Alternative Lösungen sind gefragt

Die Entwicklung, dass eine solch geniale Naturfaser ungenutzt bleibt und traditionelles Textilhandwerk in Vergessenheit gerät, weckte den Unternehmergeist bei Muntagnard. Die Herausforderung: Die Wolle unserer heimischen Schafrassen ist im Vergleich zu Merinowolle dicker und robuster. Das macht auch Sinn, in den Bergen lebend benötigen sie einen starken Schutz. Doch die Beschaffenheit macht die Verarbeitung komplex.  

Einige Textilfirmen haben bereits entdeckt, dass sich Schweizer Schafwolle ideal als Isolationsmaterial eignet. Auch setzen manche das Naturmaterial in Kombination mit anderen, in der Regel synthetischen Materialien ein. Solche Vermischungen verkomplizieren jedoch die Recyclingfähigkeit und führen zu biologisch unverträglichen Abfällen. Muntagnard wollte daher einen Schritt weitergehen und Schweizer Wolle als Hauptmaterial für die Jacke LANA einsetzen, kombiniert ausschliesslich mit biologisch abbaubaren Materialien. Da niemand mehr solche Stoffe herstellte, wählte Muntagnard den langen, aber enorm lehrreichen Weg der Eigenentwicklung.

Eine wahre Schweizer Wollinnovation

Nach über 2 Jahren Entwicklungszeit entstand aus 1,2 Tonnen Schweizer Wolle rund 1,5 Kilometer Wollstoff. Und das alles im Umkreis weniger 100 Kilometer und nach strengsten Nachhaltigkeitskriterien. Das Rohmaterial des eigens entwickelten Stoffs wird in Zusammenarbeit mit dem Partner wollsein von Schweizer Bauern zu fairen Preisen bezogen. Für die anschliessenden Schritte (Garnproduktion, Weben und Färben) wird mit drei Kleinbetrieben in Norditalien zusammengearbeitet, die einen so komplexen Rohstoff zu handhaben wissen.  

Die Wolljacken waren nur der Anfang

LANA ist ein Leuchtturmprojekt für innovative Nachhaltigkeit und Teil des Wiederauflebens der Schweizer Textilexpertise. Seither fordert Muntagnard den Status Quo der Branche auf positive Weise heraus und erweitert stets das innovative Produktportfolio. Von Kleidung aus Holz- oder Algenfasern, über luxuriöse Strickwaren aus recyceltem Kaschmir, bis hin zu einer neuartigen Sportlinie, die recycelbar und schneller biologisch abbaubar ist.

Kontakt:

Dario Grünenfelder (Co-Founder & CMO)
dario.gruenenfelder@muntagnard.ch

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(Quelle: Muntagnard)

Über Gastbeiträge

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