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Klimarisiken versichern - Wie Versicherungen Unternehmen beim Klimaschutz unterstützen

Themenfeld «öbu-Themenschwerpunkt: Klimawandel und Energie»
- Unwetter richten in der Schweiz und auch weltweit hohe Schäden an. Es kann davon ausgegangen werden, dass Naturkatastrophen und Extremwetterereignissen weiter zunehmen. Diese können zwar versichert werden, es stellt sich aber die Frage zu welchem Preis! Versicherungen, wie öbu-Mitglied AXA Schweiz, stehen vor der Herausforderung, diese Ereignisse zu versichern und entwickeln eigene Strategien.

Der fortschreitende Klimawandel ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Damit die Klimaerwärmung begrenzt wird, müssen die globalen CO₂-Emissionen rasch sinken. 

Wenn die Erderwärmung nicht begrenzt wird, wird dies zu einer weiteren Zunahme von Naturkatastrophen und Extremwetterereignissen führen. Unternehmen und Privatpersonen können sich zwar gegen zunehmende Risiken versichern, dies bedeutet, aber steigende Prämien und Aufwände. Gewisse klimabedingte Risiken können jedoch so weit zunehmen, dass sie nicht mehr versicherbar sind und sogar das gesamte Geschäftsmodell der Versicherung grundlegend in Frage gestellt werden muss.

Für die Geschäftstätigkeit der Versicherer selbst bedeutete dies seit jeher, nachhaltig und risikobewusst wirtschaften zu müssen. Die Versicherer sind einerseits den individuellen Versicherungsnehmerinnen und -nehmern verpflichtet, andererseits nehmen sie auch eine wichtige, gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahr. Denn eine Gesellschaft, in der Risiken ausbalanciert und breit gestreut sind, ist reicher und nachhaltiger.

Nachhaltigkeit in der DNA von Versicherungsunternehmen

Nachhaltigkeitsüberlegungen gehörten daher schon immer zur DNA von Versicherungsunternehmen, auch wenn Themen wie der Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit erst später in den Fokus rückten. Unternehmerische Nachhaltigkeit, wie sie aktuell verstanden wird, mit den Aspekten Umwelt, Soziales und Unternehmungsführung (bekannt unter dem englischen Kürzel ESG), stellt somit lediglich eine neue, zusätzliche Dimension innerhalb eines schon lange bewährten Geschäftsmodells dar.

Als eine der grössten Versicherungen und Vermögensverwalterinnen trägt AXA Schweiz eine grosse Verantwortung. Nachhaltigkeit liegt letztlich aber auch in ihrem eigenen Geschäftsinteresse. Als Versicherin basiert das Geschäftsmodell auf der Kalkulierbarkeit von Risiken. Mit ihrer Klimastrategie konkretisiert die AXA Schweiz ihren Beitrag zu CO₂-Reduktionen in ihrer Rolle als Investorin, als Unternehmen – mittels Ausbildung der Mitarbeiter zu Klimathemen oder der Verringerung der die CO₂-Emissionen ihres operativen Geschäfts und als Versicherer an sich. Als Versicherer heisst dies, Kundinnen und Kunden vermehrt klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen anzubieten und sie zu unterstützen, um selbst nachhaltiger zu werden.

KMU-Studie zur Nachhaltigkeit

Auch Unternehmen und Privatpersonen erkennen zunehmend, dass sie einen aktiven Beitrag zur Eindämmung der Erderwärmung und Reduktion von Treibhausgasen leisten müssen. Nachhaltigkeit und Klimaschutz beschäftigen auch KMU in der Schweiz, wie die AXA KMU-Studie 2022 zeigt:

  • Knapp die Hälfte der Schweizer KMU verfolgt bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie, grössere KMU ab 50 Mitarbeitenden sogar deutlich häufiger.
  • Zwei Drittel der KMU achten auf Mülltrennung und/oder den sparsamen Materialeinsatz bei Verpackungen − für grössere KMU sind Massnahmen im Bereich Energie und Mobilität ein wichtiges Thema.
  • Jedes fünfte KMU strebt Klimaneutralität an, jedoch kennen zwei Drittel davon ihren aktuellen CO₂-Ausstoss nicht.

Bei vielen KMU stehen jedoch Kosten-/Nutzenabwägungen im Raum, wenn sie sich mit der Frage beschäftigen, welche Massnahmen sie zur Reduktion ihrer CO₂-Emissionen umsetzen sollen. Hinzu kommt, dass viele kleinere Unternehmen, die heute noch nicht von der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) betroffen sind, keine akute Notwendigkeit sehen, sich in Bezug auf Nachhaltigkeit neu aufzustellen.

Vom Nutzen zum Risiko

Wenn KMU jedoch nicht in Nachhaltigkeit investieren, werden aus dem potenziellen Nutzen schnell Risiken – wie zum Beispiel:

  • Steigende Energiekosten
  • Verlust von Grosskund:innen, die den CO₂-Ausstoss ihrer Lieferanten (Scope3) ausweisen müssen
  • Eingeschränkter Zugang zum Kapitalmarkt, da Banken den CO₂-Fussabdruck ihres Kreditportfolios ausweisen müssen

Auf Basis einer umfassenden Marktforschung wurden entlang der Customer Journey vier Ansatzpunkte identifiziert, bei denen AXA mit «Green Services» ansetzen können. 

  1. Sich informieren
  2. Massnahmen planen
  3. Massnahmen umsetzen
  4. Ergebnisse messen

Das Open Innovation Team der AXA Schweiz hat verschiedene digitale Services entwickelt, mit denen KMU und teilweise auch Privatpersonen ihren CO₂-Fussabdruck reduzieren können.

1. CO₂-Fussabdruck messen

Viele KMU kennen ihren CO₂-Fussabdruck nicht, fast 50% möchten dies gemäss der AXA KMU-Studie aber wissen. Die Herausforderung bestand darin, dass "Nachhaltigkeit" nicht allgemein verstanden wird und von der Realität der meisten KMU – verständlicherweise - weit entfernt ist. Die zentrale Herausforderung bestand darin, einen Ansatz zu finden, um einfach und schnell ein grösseres Bewusstsein für das Thema Klima und CO2 Ausstoss zu schaffen. Für das Innovationsteam war schnell klar, dass ein einfacher Zugang mittels eines CO₂-Schnellrechners die Lösung sein kann. Ziel war es, eine Bewertung in Form eines Fragebogens zu entwickeln, der in weniger als 5 Minuten beantwortet werden kann, weniger als 20 Fragen beinhaltet und einen umfassenden Einblick in den CO₂-Fussabdruck eines Unternehmens bietet – und zudem kostenlos ist. Mit AXA-CO₂-Schnellrechner, können KMU heute schnell und einfach einen ersten Eindruck über den ungefähren CO₂-Ausstoss, sowie die grössten Hebel zur Reduktion erhalten. Dieser Service wurde zusammen mit dem Startup Pelt8 entwickelt.

2. Mobilität

Der Einsatz von Verbrenner-Fahrzeugen hat oft einen substanziellen Anteil am CO₂-Ausstoss eines KMU. Mit dem E-Mobilitäts-Rechner von Upto (einer Tochterfirma der AXA Schweiz), kann ein KMU schnell feststellen, was ein Umstieg auf E-Autos kosten und in Bezug auf die Reduktion von CO₂ bringen würde.

3. Gebäude

Neben der Mobilität bildet oft das Gebäude ein wesentlicher Hebel zur Einsparung von Energie und somit auch CO₂. Gleichzeitig ist es sehr schwierig, den CO₂-Fussabdruck eines Gebäudes auf eine einfache Art zu eruieren. Aus diesem Grund hat die AXA Schweiz, zusammen mit dem Startup Norm Technologies AG, einen online CO₂-Gebäudecheck entwickelt. Dieser soll mittels «teil-öffentlichen»-Daten den CO₂-Fussabdruck des Gebäudes im ersten Schritt und im zweiten Schritt einen kostenpflichtigen Sanierungsfahrplan inklusive Kosten und einem verifizierten Energieausweis aufzeigen.

Infolge des politischen Weltgeschehens hat die AXA Schweiz mit diesem Service den Nagel auf den Kopf getroffen. Hiobsbotschaften von steigenden Energiekosten haben viele Nutzer dazu bewogen den Gebäuderechner zu nutzen. In Zukunft versucht die AXA, diesen Gebäudecheck an die AXA Gebäudeversicherung zu koppeln. Aus ihrer Sicht können dank dieses Services spannende Touchpoints, welche über die klassischen Versicherungsdienstleistungen hinweg neue «AXA Momente» generieren können, entstehen und genutzt werden.

4. Mitarbeitende als Hebel für mehr Nachhaltigkeit

Über 80% des CO₂-Fussabdruckes ist auf den Konsum zurückzuführen und ein sehr grosser Anteil auf die Mitarbeitermobilität in Form von Pendeln. Zudem haben die Mitarbeitenden eine enorm grosse Hebelwirkung, wenn es darum geht nachhaltiger zu werden. Gerade die jüngere Generation ist sehr bedacht, seinen Arbeitgeber u.a. auszuwählen, wie nachhaltig dieser sich verhält. Mitarbeitende für mehr Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, ist das Ziel des Programms von WeAct. Mit Hilfe der App Deedster – Angeboten durch Deedster – können sich Mitarbeitende von KMU eigenständig und auf spielerische Weise Informationen rund um den Klimawandel aneignen und erhalten Tipps, wie sie ihr eigenes Verhalten ändern können, um mehr für den Klimaschutz zu tun.

Fazit

Ein konkretes Learning bezüglich Nachhaltigkeit und Services für KMU ist, dass sich viele Unternehmen noch nicht damit beschäftigt haben, wie sie ihre Geschäftsprozesse nachhaltiger gestalten können. Sie benötigen daher Unterstützung bei der Identifikation von Möglichkeiten zur Reduzierung ihres ökologischen Fussabdrucks, beispielsweise durch den Einsatz von erneuerbaren Energien, die Optimierung von Transportwegen oder die Sanierung des eigenen Gebäudes. Dies liegt oft daran, dass es für KMU schwierig sein kann, den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und ihrem Geschäftserfolg zu erkennen. Darüber hinaus kann der Zusammenhang zwischen Versicherung und Nachhaltigkeit für KMU schwer zu verstehen sein. Und schliesslich fällt es KMU grundsätzlich nicht leicht, sich der Nachhaltigkeit zu widmen, wenn sie nicht direkt davon profitieren oder Kosteneinsparungen erzielen können.

Ein Gastbeitrag von

Claudia Bienentreu ist Leiterin des Innovationsteams "AXAnauten" der AXA Schweiz. Ihre Aufgabe ist es, die Zusammenarbeit zwischen der AXA und externen Innovationspartnern wie Start-ups, Unternehmen, Kunden und akademischen Einrichtungen zu fördern, um Innovationsinitiativen zu entwickeln und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Ihre Leidenschaft gilt dem Verständnis von Kundenbedürfnissen, Technologietrends, der Entwicklung innovativer, nachhaltiger Geschäftsmodelle und der Verbindung von Menschen und Ideen.

Daniel Steingruber ist ein 45-jähriger Innovationsmanager mit Leidenschaft für Innovation und nachhaltige Themen. Er hat ein Studium im Bereich Innovationsmanagement abgeschlossen und ist seit vielen Jahren im Innovationsbereich tätig. Aktuell in der Rolle als Lead AXA Green Services. Neben seiner beruflichen Tätigkeit ist er auch Vater einer Tochter und verheiratet. 

(Titelbild: Foto von name_ gravity auf Unsplash)

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