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öbu-online #4: Lieferkettenmanagement - nachher wie vorher?

Themenfeld «öbu-Themenschwerpunkt: Nachhaltige Wertschöpfungsketten und Beschaffung»
- Was bedeutet die Corona-Krise für unser Lieferketten-Management? Können wir “nach Corona” weitermachen wie zuvor, oder mit welchen langfristigen Änderungen sollten wir rechnen? Zum nunmal vierten Mal diskutierten öbu-Mitglieder über Fragen, die sie derzeit beschäftigen.

Die Corona-Krise zeigt gnadenlos Schwachstellen unseres Systems auf. Durch den Unterbruch vieler internationaler Lieferketten kommt es in manchen Ländern plötzlich zur Knappheit von wichtigen Produkten, in der Medizin und auch in anderen Märkten. Der Virus führt jedoch nicht nur zu unterbrochenen Lieferketten: viele Kunden ändern auch ihre Konsumpräferenzen. Grundnahrungsmittel sind extrem beliebt, der Online-Handel boomt. Die grosse Frage: Was davon wird so bleiben? Wie können oder sollten wir unsere Lieferketten gestalten, um weniger im Risiko zu sein? Geht es Unternehmen mit einem nachhaltigen Lieferkettenmanagement jetzt besser?

Beim vierten öbu-online Gespräch wurde schnell klar: Es geht um mehr als nur die unmittelbare, unternehmensinterne Bewältigung einer Krise. So wurden denn auch viele systemische, sprich grundsätzliche Themen diskutiert. Einige der besprochenen Punkte sind die folgenden: 

  • Global vs. Lokal: Der Ruf nach lokaleren Wertschöpfungsketten wird lauter. Von “Pflichtlagern” oder sogar “Pflichtproduktion” im Inland ist die Rede. Der EU und der WHO wird von manchen Kritikern bereits vorgeworfen, versagt zu haben. Lokale Ketten können denn auch resilienter sein (nicht nur bei einer globalen Pandemie, sondern auch bei Naturkatastrophen, Krieg etc. in den Produktionsländern). Unser Wirtschafts- und Handelssystem besteht jedoch bereits aus sehr komplexen, internationalen Wertschöpfungsketten. Diese abzubauen kann dramatische Konsequenzen für viel Länder haben. Viel wichtiger in diesem Kontext sei es, so ein Teilnehmer, dass wir globale und lokale Zulieferer gleich fair behandeln (s. auch Kooperation).
  • Lokal vs. Kurz: “Lokal” heisst nicht unbedingt “kurz”. Kurze (auch internationale) Lieferketten (d.h. Lieferketten mit relativ wenig Beteiligten) gelten jedoch als vermeintlich weniger anfällig für Krisen, da sie weniger Schnittstellen haben, an denen Probleme auftauchen können.
  • Diversifikation: Unternehmen, die nur wenige Lieferanten oder Abnehmer für ein Produkt bzw. eine sehr kleine Produktpalette haben, sind besonders krisenanfällig. In der Theorie ist dies jeder Unternehmerin, jedem Unternehmer bewusst. Wird es in der Praxis immer so umgesetzt? Jedes Unternehmen sollte sich die Frage stellen: Was sind die wirklich kritischen, strategischen Produkte für mein oder von meinem Unternehmen?
  • Langfristige Kooperation: Unternehmen, die im engen Austausch mit ihren nationalen und internationalen Geschäftspartnern stehen, haben nun ein klaren Vorteil, gemeinschaftlich Lösungen zu finden, die für alle Parteien stimmen. Dafür muss man keine grosse Umfrage starten; ein kurzes Mail kann schon reichen. Dies ist auch deswegen besonders wichtig, weil der “Corona Peak” in einigen Ländern noch erwartet wird. Hier sollten mögliche Auswirkungen bereits jetzt antizipiert werden.

Dies ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt von dem, worüber wir mit unseren Mitgliedern sprechen durften. Wir freuen uns bereits auf die nächsten Gespräche - Daten dazu werden hier auf der Website noch publiziert!

Sie haben Themen, über die Sie gerne mit anderen öbu-Mitgliedern diskutieren möchten?Teilen Sie sie uns hier gerne mit.