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Sustainable procurement day 2024 89

Rückblick: Das war der erste Sustainable Procurement Day

Themenfeld «öbu-Themenschwerpunkt: Nachhaltige Wertschöpfungsketten und Beschaffung»
- Der erste Sustainable Procurement Day 2024, veranstaltet von öbu, Pusch und procure.ch, brachte Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Beschaffung und Nachhaltigkeit zusammen. Lesen Sie die wichtigsten Erkenntnisse und wie Unternehmen nachhaltige Beschaffung erfolgreich umsetzen können.

Die nachhaltige Wirtschaft befindet sich im Wandel, und der Druck auf Unternehmen wächst, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Am 20. Juni 2024 organisierte öbu gemeinsam mit Pusch und procure.ch in Zürich den ersten Sustainable Procurement Day. Die neue Wirtschaftstagung konzentriert sich auf die Synergien zwischen Nachhaltigkeit und Beschaffungsmanagement. Rund 150 Teilnehmende aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen kamen zusammen, um sich über nachhaltige Beschaffung auszutauschen.

(Bildrechte: Sustainable Procurement Day, Silas Zindel)

Keynotes und ihre wichtigsten Erkenntnisse

Elgin Brunner (WWF Schweiz) eröffnete die Veranstaltung mit einer Keynote über die Verantwortung von Unternehmen für nachhaltiges Wirtschaften. Sie erinnerte daran, wie stark Unternehmensaktivitäten die Umwelt beeinflussen und wie wichtig es ist, diese Gestaltungsmacht zu nutzen. Laut Brunner hängen 50% des globalen BIP von der Natur und ihren Dienstleistungen ab.

Niclas Meyer (BSS Volkswirtschaftliche Beratung) erläuterte die aktuellen regulatorischen Entwicklungen in der Schweiz und der EU, die für die nachhaltige Beschaffung relevant sind. Er betonte die Wichtigkeit des frühzeitigen Anpassens an neue gesetzliche Rahmenbedingungen.

Marion Roeder und Gina Obrecht (Swisscom AG) sprachen über die Bedeutung von Datenmanagement und Digitalisierung für die Erreichung von Netto-Null-Zielen. Swisscom hat eine digitale und kollaborative Herangehensweise für das Reporting und die Datenerhebung etabliert.

Mirko Kleiner, ein Vorreiter des Lean Agile Procurement, hob die Chancen neuer Unternehmensstrukturen für nachhaltige Beschaffung hervor. Er betonte die Bedeutung, jetzt klein anzufangen, aber zu starten.

Björn Jung und Matteo Trachsel (Thermoplan AG) schlossen den Veranstaltungstag mit einer Diskussion über den Mehrwert nachhaltiger Beschaffung für Unternehmen und ihre Lieferanten ab. Sie betonten die Wichtigkeit von Partnerschaften und der gemeinsamen Nutzung von Daten.

Fokusthemen der nachhaltigen Beschaffung

Der Sustainable Procrement Day bot den Teilnehmenden sieben Fokusthemen an, die im Rahmen von Workshop-Formaten vertieft werden konnten. In Kleingruppen gingen erfahrene Expert:innen anhand konkreter Beispiele auf Herausforderungen und Lösungsansätze der nachhaltigen Beschaffung ein. Die kleinen Gruppengrössen schafften eine vertrauensvolle Atmosphäre und erleichtern so den direkten Austausch. Ein kurzer Überblick der Inhalte: 

  • Strategie und Umsetzbarkeit: BLS diskutierte mit den Teilnehmen, wie Nachhaltigkeitsziele in den Beschaffungsprozessen integriert werden können, ohne dabei Ressourcen zu überstrapazieren. Die Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmen und gezielte Schulungen sind hierbei entscheidend.
  • Kreislaufwirtschaft durch Kollaboration: Die Zusammenarbeit mit Partner:innen und Stakeholdern ist lau VÖGELI AG unerlässlich, um nachhaltige Veränderungen voranzutreiben. Internationale Kooperationen und gemeinsame Initiativen können hierbei helfen.
  • Digitalisierung und nachhaltige Beschaffung: Die Digitalisierung wird laut SAP eine Schlüsselrolle spielen. Datenmanagement-Tools und die Nutzung von KI werden die Zukunft der Beschaffung prägen. Unternehmen sollten sich frühzeitig auf diese Entwicklungen einstellen.
  • Netto-Null und Treibhausgas-Emissionen: Große Unternehmen passen ihre Beschaffungskriterien schrittweise an, um nachhaltige Ziele zu erreichen. Lyreco Switzerland AG und die Schweizerische Post AG machten deutlich: Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lieferanten ist hierbei unerlässlich. 
  • Compliance und Regulierung: MME Legal AG schaffte einen Überblick zum Thema Complicance. Neue Regulierungsvorgaben bieten eine Chance, Geschäftsmodelle neu zu denken und die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen zu sichern. Standardisierungen könnten hierbei hilfreich sein.
  • Soziale Beschaffungsrisiken: Save the Children und Solidar Suisse gaben den Teilnehmenden Hilfestellungen mit auf den Weg, um unternehmerische Sorgfaltspflichten wahrzunehmen und Menschen- und Kinderrechte zu schützen. Transparenz und die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen sind entscheidend, um soziale Risiken in der Lieferkette zu minimieren.
  • Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz: Die Bauerei Locher AG gab einen Einblick in ihre Kreislaufwirtschaftsstrategie, die in den Beschaffungsprozessen verankert ist. Unternehmen sollten Potenziale für die Kreislaufwirtschaft in ihren Prozessen erkennen und nutzen. Dies fördert den Innovationsgeist und stärkt die Kundenbindung.

Veranstaltungstag: Ein Überblick

Mit rund 150 Teilnehmenden aus verschiedenen Sektoren und Unternehmensgrössen brachte der erste Sustainable Procurement Day wichtige Akteur:innen der nachhaltigen Beschaffung zusammen: 

  • Branchenmix: Teilnehmende aus den Sektoren Elektronik/Informatik/ Telekommunikation (12%), Beratung (12%), Detail-/Grosshandel (8%), Lebensmittelherstellung (7%) sowie Transport/Logistik (7%) waren am stärksten vertreten.
  • Die vertretenen Berufsgruppen ergaben folgenden Mix: Beschaffung (29%), Nachhaltigkeit (23%), Nachhaltige Beschaffung 11%)
  • Über 80% der Teilnehmenden sind Mitglieder einer der Trägerorganisationen öbu, Pusch und/oder procure.ch

Das Feedback auf diese erste Tagungsveranstaltung war äußerst positiv, mit einer Weiterempfehlungsrate von 4,36 auf einer 5er Skala. Besonders geschätzt wurden das Networking, die Organisation und die Inhalte der spezifischen Fokusthemen. 

Starke Partnerschaften

Als neues Veranstaltungsformat setzte der Sustainable Procurement Day 2024 auf die wertvolle Unterstützung starker Partnerschaften. Organisationen wie die Schweizerische Post AG, Swiss Retail Federation, WWF Schweiz und Lyreco haben durch ihre aktive Teilnahme und Beiträge maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen. 

Wie geht es weiter?

Auch in Zukunft sind die Trägerorganisationen Puschöbu und procure.ch entschlossen, die Brücken zwischen Nachhaltigkeit und Beschaffung weiter aufzubauen. Dies gelingt unter anderem auch durch eigene Veranstaltungsformate der Trägerorganisationen. Informationen dazu sind auf den jeweiligen Websites zu finden. 

Der Sustainable Procurement Day soll sich zum festen Termin im Kalender der Beschaffungs- und Nachhaltigkeitsverantwortlichen in der Schweiz etablieren. In welchem Rahmen, wann und wo die nächste Tagung stattfindet, wird zu gegebener Zeit bekannt gegeben.