Rückblick: So war das Forum ö 2024
Unternehmen sind stark mit der Einhaltung externer Anforderungen beschäftigt. Diese reichen von gesetzlichen Vorgaben und Regulierungen bis hin zu Stakeholder- und Kund:innenanforderungen. Das Forum ö 2024 war eine Einladung, um einen Richtungswechsel in der Nachhaltigkeitsdebatte einzuschlagen und das Ruder der unternehmerischen Verantwortung in die Hand zu nehmen: Weg von extern getriebenen Massnahmen hin zu den Chancen der nachhaltigen Wirtschaft. Nach einem erfolgreichen Tag mit rund 180 Teilnehmenden, vielen Diskussionen und Inspirationen ist klar: Die Chancen nachhaltiger Wirtschaft stecken in jedem Geschäftsbereich, bei den Mitarbeitenden, in der Kommunikation und in der Lieferkette.
In Zusammenarbeit mit Presenting Partner sustainserv und vielen weiteren engagierten Unternehmen konnten wir ein abwechslungsreiches Programm zusammenstellen.
Ein Duo als Eröffnungskeynote
Wie rücken wir die Nachhaltigkeit aus der Ecke der Pflichterfüllung? Und welche Rolle übernimmt das Datenmanagement dabei? Im Hinblick auf diese Fragen eröffneten Stefanie Egger, Mitglied der Geschäftsleitung bei CRIF/Synesgy, und Prof. Dr. Justus Julius Kunz, FHNW, das Forum ö 2024. Stefanie Egger zeigte auf, was Unternehmen beachten können, damit das Management ihrer ESG-Daten nicht zur Herausforderung wird. Denn das blosse Sammeln von Daten ist nicht genug, um nachhaltige Transformation anzustossen. Unternehmen sollten ihr Datenmanagement gezielt in Geschäftsprozesse einbinden, um Vorteile aus nachhaltigen Strategien zu ziehen, wie beispielsweise günstigere Kreditzinsen.
Mit Erkenntnissen aus der Forschung zeigt Justus Julius Kunz auf, welche zusätzlichen Stellschrauben und Chancen im Datenmanagement liegen: Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden in ihre Nachhaltigkeitsstrategie einbeziehen und gleichzeitig effizientes Datenmanagement betreiben, übernehmen die Vorreiterrolle. Höhere Innovationskraft, eine Kultur-Transformation, die effiziente Reduktion des CO2-Footprint und Vorteile bei der Talent-Gewinnung sind die positiven Nebeneffekte auf dem Weg zum "truestainable" Unternehmen.
Praktische Lösungsansätze aus den Breakout Sessions
„Extreme sind die neue Norm“ - dieser Satz blieb uns nach der Breakout-Session von Matthew Gardner, Stefan Gara und Stefan Lienin von unserem Partner sustainsrev im Gedächtnis. „Climate Design in Business“ war das Thema dieser Breakout Session. Mit der zunehmenden Bedeutung des Klimawandels für die Entwicklung extremer Wetterereignisse und den Verlust der biologischen Vielfalt steigen auch die Risiken für Unternehmen. Neue strategische Modelle, kulturelle Veränderungen und Unternehmensstrukturen sind erforderlich, um diesen Risiken zu begegnen. „Climate Design“ verbindet Klimaschutz mit Wertschöpfung, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens, und legt ein strategisches Fundament für eine klimaresiliente Zukunft. Während der Breakout-Session diskutierten die Teilnehmer die strategischen Überlegungen, die Unternehmen anstellen müssen, und mögliche Lösungen.
Wie kommunizieren Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsvorhaben in Zeiten von Greenwashing und Greenhushing authentisch und kompetent? Claudia Herzog-Kamensky (Team Farner) und Kathrin Dellantonio (myclimate) gingen dieser Fragestellung in der Breakout Session «Green Communication» aus unterschiedlichen Blickwinkeln nach. Sie gaben den Teilnehmenden hilfreiche Tipps mit auf den Weg, wie sie zwischen Greenwashing und -hushing navigieren können. So helfen beispielsweise interne Richtlinien und auch der Nachhaltigkeitsbericht als Ausgangspunkt für eine klare Kommunikation. Realistische Zielsetzungen, glaubwürdige Partnerschaften und Zertifizierungen schaffen Transparenz nach aussen.
Erfolgreich durch Vielfalt: Unter diesem Motto zeigte Forum ö-Partner EBP Schweiz in der Breakout Session «Biodiversität» auf, wie Biodiversitätsstrategien Unternehmen gezielt stärken können. Dabei sind die einzelnen Massnahmen vielfältig. Isabel O’Connor, Tobias Tschopp und Livia Ramseier von EBP präsentierten praxisnahe Lösungen, die Unternehmen vor Ort in der Schweiz und entlang ihrer Lieferketten umsetzen können. In einem kurzen Gastvortrag stellte Manuel Holzer von Chocolat Stella Bernrain ein Biodiversitätsprojekt des Unternehmens in Peru vor. Gemeinsam mit den Teilnehmenden betrachtete EBP das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven: Von den Hürden (Transparenz der Lieferkette, mangelndes Bewusstsein) und Chancen (Biodiversitätserhalt, Image-Chancen, langfristige Kosteneffizienz) bis hin zu konkreten Massnahmen für Unternehmen (Austausch fördern, vor Ort beginnen, Kommunikation).
«Nur mit Datenmanagement können wir Ressourcen wiederverwenden». Hinter diesem Satz steckt eine deutliche Aussage, die nach der Breakout Session «Datenmanagement als Schlüssel zur Kreisaufwirtschaft» jedoch einleuchtend ist. Uwe Rüdel und Dominik Halbeisen von GS1 Switzerland zeigten auf, warum digitale Daten und Kreislaufwirtschaft so eng zusammenhängen. Effizientes Datenmanagement hilft dabei zu verstehen, was in einem Produkt steckt und was mit seinen Bestandteilen passiert. Der Digitale Produktpass (DDP) dient dabei als ein Herkunfts- und Inhaltsnachweis, der diese Informationen speichert. Seine Etablierung erfordert Regulierung und gleichzeitig öffnet er die Tür zu neuen Geschäftsmodellen. Dieser Blickwinkel brachte GS1 in der Breakout Session auf den Punkt und nutzte die Perspektiven als Diskussionsgrundlage für den interaktiven Austausch mit den Teilnehmenden.
Im Sommer wird das Mittelmeer immer heisser und Schneetage in den Alpen werden weniger. Viele Branchen sind vom Klimawandel und seinen Folgen betroffen, doch gerade der Tourismus wird die Auswirkungen eher früher als später zu spüren bekommen. Dabei ist der Sektor gleichzeitig ein Betroffener und Mitverursacher des Klimawandels, weshalb nachhaltige Praktiken von entscheidender Bedeutung sind. In der Breakout Session «Klimarisikomanagement» spielten Sebastian Glink (CLIMADA Technologies) und Luc Theler (Hapimag) die strategischen Herausforderungen eines Anwendungsbeispiels aus der Tourismusbranche durch. Dabei zeigten sie auf, welche wichtige Rolle die Risikobewertung spielt, um auf die heutigen und künftigen Herausforderungen reagieren zu können.
Abschlussdialog: Eine globale Perspektive auf die nachhaltige Wertschöpfung
Im abschliessenden Dialog ordneten Dr. Stefan Gara, Senior Advisor bei Presenting Partner sustainserv und Mitglied des Wiener Landtags, und Dr. Matthew Gardner, Mitgründer und Managing Partner von sustainserv, unter der Moderation von Dr. Stephan Lienin, ebenfalls Mitgründer und Managing Partner von sustainserv, die Inhalte des Forum ö 2024 in eine globale Perspektive ein. Sie diskutierten über verschiedene Ansätze und aktuelle Entwicklungen in den USA und der EU. Matthew Gardner sieht insbesondere die zunehmende Politisierung von Nachhaltigkeitsstrategien in den USA kritisch. Sie sei hinderlich für effektives Risikomanagement und strategische Wettbewerbsvorteile. ESG ist für Unternehmen, so Gardner, vielmehr eine strategische Notwendigkeit, um Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen. Stefan Gara hob die Bedeutung von Planungssicherheit durch europäische Regulierungen wie den Green Deal hervor, der auch Schweizer Unternehmen zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards veranlasse.
Wie geht es weiter?
Die öbu-Jahresveranstaltung wird nach einer erfolgreichen 35. Ausgabe fortgesetzt. Im Oktober 2025 wird die kommende Ausgabe des Forum ö stattfinden. Der genaue Termin wird zeitnah bekanntgegeben.
Wir möchten uns herzlich bei allen beteiligten Unternehmen und engagierten Unterstützer:innen bedanken - insbesondere bei unserem Presenting Partner sustainserv und unseren Hauptpartner:innen Raiffeisen, Bundesamt für Raumentwicklung ARE, Bundesamt für Umwelt BAFU, coop, GS1 Switzerland, Go for Impact, EBP Schweiz und CRIF/Synesgy.